Melancholische Renaissancemusik interpretiert von einem Broken Consort verschmilzt mit einer souligen Stimme. Mit seinem düsteren Klang erzählt das Unspoken Consort Geheimnisse aus der Ferne, der Vergangenheit und der Gegenwart. In seinem Programm "HIDDEN MONSTERS" verarbeitet das Consort musikalisch und performativ Grausamkeit, Gewalt und Unterdrückung, die in den Kompositionen der Alten Musik verborgen liegt.
Liebevoll nimmt sich das Ensemble der Alten Musik an und erfindet einen ganz eigenen musikalischen Stil. Als Ensemble aus Gamben, Blockflöten und Gesang nehmen die Künstler*innen die polyphone Musik des sechzehnten Jahrhunderts als Ausgangspunkt für ihre performativen Konzertformate.
Es sind Werke einer Zeit, in der die Stimme und ihre Weise, menschliche Affekte zu interpretieren, stark in den Vordergrund getreten sind. In der Auseinandersetzung mit dem historischen Material entstehen Bearbeitungen, neue Text, neue Stimmen, elektronische Verfremdungen, die eine zeitgenössische Perspektive und damit eine neue Form schaffen. Angelehnt an die damalige Verzierungskunst bedienen sie sich den Mitteln der Gegenwart, werfen durch performative Elemente Fragen auf und experimentieren mit den Möglichkeiten audiotechnischer Effekte. Feinheit und Schönheit der historischen Werke bleiben auch in Anbetracht der nicht enden wollenden Spirale der Gewalt ungetrübt.
Über die musikalische Ebene hinaus arbeiten die Künstler:innen mit Kostüm/Bühnenbild-Installationen, Videoprojektionen und performativen Elementen. Durch ein ortsspezifisches Arbeiten kreiert das Consort einmalige und individuelle Konzerterlebnisse.
Dabei agiert das Unspoken Consort von Grund auf interdisziplinär: Bestehend aus Musiker*innen der Alten Musik, die teilweise zusätzlich einen musikpädagogischen und choreografischen Hintergrund haben, einer Sängerin aus dem Bereich Pop/ Soul sowie ausgebildeten Bildenden und Performance Künstlerinnen wird sich dem historischen musikalischen Material von den unterschiedlichen Disziplinen aus angenähert.
Durch diese interdisziplinären Übersetzungen entstehen komplexe Kompositionen aus Klang, Text, Bild, Licht, Material und Körpern und damit eine Verbildlichung des Ungehörten, das in dieser Musik mitschwimmt und gleichzeitig eine Vertonung des Unaussprechlichen, eine Art des Stimme gebens. Was bedeutete diese Musik damals, was bedeutet sie heute und was sind ihre Zukunftsvisionen?
Ein Versuch, Haltung zu wahren, aber auch Zukünfte zu denken und Muster zu durchbrechen, während die lange Geschichte von Leid, Brutalität und Unterdrückung im Unterbewusstsein lauert und bis in die Gegenwart hinein andauert.
PROGRAMM
Consolation
Annalouise Falk (2021)
Moro, Lasso
Carlo Gesualdo da Venosa (1560-1613)
Susanne un jour
Orlando de Lassus (c.1532-1594)
Diminutionen Susanne un jour
Giovanni Bassano (1551/52-1617) *
Fantasia Ardo *
Thomas Lupo (1571-1627)
Die mit Tränen säen
Unspoken Consort (2021)/Heinrich Schütz (1585-1672)
If my complaints
John Dowland (c.1563-1626)
Mille Regretz
Josquin des Prez (c.1450-1521)
Sonatina III "Melpomene" *
Pompeo Natale (1608-1688)
Sit fast Arrangement
Unspoken Consort (2021) /Christopher Tye (c.1505-c.1573)
Upon la mi re
Thomas Preston (c.1559)
In Nomine ´Cry´ *
Christopher Tye (c.1505-c.1573)
In Nomine ´Rachels weeping´
Christopher Tye (c.1505-c.1573)
Titles followed with * indicate pieces performed without further arrangement.
Foto: Anna Rodriguez, Unspoken Consort