Sascha Thamm hatte zunächst überlegt, sein Soloprogramm "Pilgern für Genießer – mit dem Braunkohlebagger auf dem Jakobsweg" zu nennen, verwarf den Gedanken aber recht schnell, da der Titel dann doch etwas sperrig erschien. Auch „Ich krähe was was du nicht liest“ fand er eigentlich nicht schlecht, es wurden jedoch Bedenken an ihn herangetragen, dass der Titel marketingstrategisch nicht alle Wünsche erfüllt.
Also „Gesammelte Abrissbirnen". Mit Abrissbirnen kann man einfach nichts falsch machen. Sie streicheln die Grundmauern der Muttersprache wie zarte Knospen, legen sie für Sekunden in Schutt und Asche und lassen auf der Brache sofort neue, ebenso blumige Bilder entstehen. Eine brachiale Pointendichte sozusagen, die auf fruchtbaren Boden fällt.
Die Welt von Sascha Thamm ist eine Welt zwischen akribischem Beobachten von scheinbaren Nebensächlichkeiten und völligem Desinteresse an den gesellschaftlichen „must haves". Star Wars? Nie gesehen. Fitnessarmband mit Schrittzähler? Wofür? Man erkennt doch selber den Unterschied, ob man sich sportlich betätigt oder auf der Couch die dritte Tüte Zwiebelringe kaum aufbekommt, weil die Finger so fettig sind. Instagram? Irgendwelchen Heiopeis dabei zuzusehen wie sie sich selbst und ihre Welt künstlich aufpimpen? Nein, Thamms Welt ist real. Sie pendelt irgendwo zwischen Bürgertum und Punkrock, zwischen Rasenmähen vor der Mittagsruhe und unbändiger Wildblumenwiese.
Foto: Anette Hammer