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  • Die Jugendlichen tanzen in einer Reihe auf der Bühne. Sie tragen weiße Kostüme. Die Bühne ist rot beleuchtet.

(D)ein Ding: Tanzlabor – Eine künstlerische Recherche über das, was bewegt

Herne

Von Nia Cherkassov

 

Gemeinsam ein Bühnenstück entwickeln, Choreographie, Lichttechnik und Kostüme planen, proben und anschließend präsentieren – die Tanzcompagnie ENSAMPLE hat den Jugendlichen der Stadt Herne im Rahmen des Junge Impulse Festival genau das möglich gemacht. Unter der professionellen Begleitung vom Choreographen und Tänzer Hendrik Michalski erarbeiteten die Teilnehmenden, ausgehend von relevanten Themen aus ihren eigenen Leben, in Kombination mit experimentellem, zeitgenössischem Tanz eine Performance über Ausbruch, neue Wege und Toleranz. Am Abschlusstag des Festivals wurde das Bühnenstück aufgeführt.

 

  • Kunstsparte: Tanz
  • Alter der Teilnehmenden: 14 bis 22 Jahre
  • Zeitlicher Umfang: 25. bis 29. Mai 2022
  • Initiiert von: ENSAMPLE, Herne
  • Kooperationspartner*innen: Realschule Crange Herne, Hendrik Michalski

 

Kulturelle Bildung und Tanzkultur für junge Menschen in Herne

Das Junge Impulse Festival ist eine vom ENSAMPLE organisierte Kulturveranstaltung, die Tanz, Performance, Theater und Musik miteinander vereint. 2022 fand es vom 25. bis zum 29. Mai in der Aula der Herner Realschule Crange statt. In zahlreichen Workshops und Aufführungen waren Besuchende dazu eingeladen, Eindrücke zu sammeln, mitzumachen und sich über die verschiedenen künstlerischen Sparten auszutauschen. Vornehmlich junge Menschen wurden dazu inspiriert, die Bühne als Plattform für die eigene künstlerische Selbstinszenierung zu entdecken und zu nutzen.

Das fünftägige (D)ein Ding Projekt Tanzlabor war für den Zeitraum des fünftägigen Festivals ausgelegt. Es richtete sich an vorerfahrene, tanzbegeisterte Jugendliche ab 14 Jahren aus Herne. Das Projekt bot ihnen die Möglichkeit, in einer Kleingruppe partizipativ ein Bühnenstück zu entwickeln und dieses zum Abschluss des Festivals aufzuführen. 

Organisiert wurde das Event von ENSAMPLE, einer interdisziplinären Kulturinstitution, die auf den Schwerpunkt Tanz und Performance spezialisiert ist. Sie wurde 2015 von Kama Frankl-Gross und Christopher Deutsch gegründet. Mit einem Fokus auf die urbane Tanzszene leitete und realisierte Frankl-Gross bereits seit 2009 in Herne und Bochum Projekte für Kinder und Jugendliche, die selbst als Akteur*innen und Künstler*innen Bühnenwerke entwickeln. Christopher Deutsch ist als Tänzer und Videograph tätig und übernimmt bei den Produktionen die Aufgabenbereiche der Leitung und Dokumentation. Für das Tanzlabor kooperierten sie mit dem langjährigen Projektpartner Hendrik Michalski, einem professionellen Choreographen und Tänzer. Neben seinem Mitwirken bei verschiedenen ENSAMPLE-Formaten ist er darüber hinaus in diversen Tanzstudios als Tanzlehrer tätig.

 

Im Tanzlabor wird es experimentell

Das Tanzlabor hatte zum Ziel, den Jugendlichen eine Forschungs- und Experimentierfläche für ihren körperlichen und künstlerischen Selbstausdruck zu bieten. Im Laufe der Projektwoche wurde ihnen durch partizipative Methoden der Raum für eine persönliche wie auch künstlerische Entwicklung im Bereich Tanz und Performance geboten. Die tanzpädagogische Begleitung durch Hendrik Michalski brachte den Teilnehmenden die zeitgenössische Tanzszene und die Stilvielfalt ihrer Vertreter*innen näher. Er unterstützte sie dabei, eigene kreative Ideen durch einen künstlerisch-ästhetischen Prozess in Bewegung und schließlich in eine eigene Choreografie umzusetzen. Der Lernprozess konnte dabei selbst bestimmt und Arbeitsprozesse gemeinsam gestaltet werden. Insgesamt stand eine nachhaltige persönliche wie künstlerische Entwicklung der teilnehmenden Jugendlichen im Vordergrund. Auch auf ökologische Nachhaltigkeit legte die ENSAMPLE-Projektorganisation während der Durchführung großen Wert. Es sollten nur die nötigsten Materialien für die Projektwoche angeschafft und bei der Besorgung von Einkäufen regionale Unternehmen in Herne bevorzugt werden.

 

Vorbereitungen für die Projektwoche

Der erste Termin fand bereits vor der Projektwoche und dem Beginn des Festivals statt. Er diente dem neu entstandenen, fünfköpfigen Projektensemble als Einführung in die zeitgenössische Tanzszene. Dort kamen sie zunächst in Berührung mit unterschiedlichen Tänzer*innen und Performer*innen, deren Stilvielfalt eine Inspiration für die kommende Zusammenarbeit war. Im folgenden praktischen Teil stimmten sich die Jugendlichen in der Gruppe mit Improvisationsübungen ein. Dabei wurde die Gruppenkonstellation kontinuierlich verändert, um spannende Situationen und Dynamiken zu schaffen. Im Anschluss fand in der Gruppe ein Austausch über die Interessensschwerpunkte für das gemeinsame Bühnenprojekt statt.

Mit angeleiteten Tanzübungen wurden anfangs die Sinneswahrnehmung und das Körperbewusstsein der Teilnehmenden grundlegend geschult. Diese Basics ermöglichten es, ein Repertoire an Bewegungsmaterial aufzubauen, um daraus anschließend Entwürfe für eine gemeinsame szenische Darstellung auszuarbeiten, die zum Abschluss des Festivals aufgeführt wird. Um auch außerhalb der Proben am umfassenden Bildungsangebot teilnehmen zu können und ihre Begeisterung für Tanz zu vertiefen, eröffnete das Projekt den Jugendlichen die Möglichkeit, weitere Workshops und Aufführungen des Festivals kostenfrei zu besuchen.

 

Improvisieren, reflektieren, choreographieren

Jeder Projekttag startete mit einer Aufwärmphase, bei der die Teilnehmenden Einblicke in zeitgenössische Tanzmethoden und Übungen erhielten, beispielsweise Kontaktimprovisation oder das Erlernen von Bewegungsabfolgen. Jeder Tag baute auf dem vorherigen auf und vertiefte technische Inhalte. Die Jugendlichen ergänzten den praktischen Teil dabei mit eigenen Impulsen, die aus persönlichen Themen entstanden. Hier waren die Interessen und Lebensrealitäten der Herner Jugendlichen maßgebend, aus denen sich die Themen Freiheit, Toleranz, Ausbruch und neue Wege herauskristallisierten. Diese bildeten das Fundament der tänzerischen Ausarbeitung des Stücks. Im nächsten Schritt ging es darum, die Inhalte in Bewegung zu transformieren und visualisieren.

Im weiteren Verlauf der Projekttage arbeiteten die Jugendlichen an ihrem Bühnenstück. Hierbei beteiligten sie sich nicht nur bei der Konzeption der Choreographie und Abfolge der Tanzschritte, sondern auch bei der Auswahl und Gestaltung von Musik, Kostümen und dem Bühnenbild. Die Teilnehmenden zeigten sich bei der Planung der Arbeitstage sehr selbstorganisiert und reflektieren täglich über ihre Fortschritte mit einem Ausblick auf den Folgetag. Aus dem begleitenden Programm des Festivals brachten sie neue Impulse mit, die sie in ihrer weiteren Arbeit an ihrem Bühnenwerk umgesetzt haben.

 

Abschließende Bühnenpräsentation

Eine Generalprobe fand am Vortag des Abschlussfestes statt. Dort experimentierten die Jugendlichen erstmals mit Lichteffekten, die ein stimmungsvolles Ambiente auf der Bühne erzeugten und die Performance visuell abrundeten.

Die Ergebnisse der tagelangen kreativen Arbeit wurden am 29. Mai zum Ende des Festivals mit einer zwölfminütigen Bühnenpräsentation vorgestellt. Das Bühnenbild war mit schlichten geometrischen Formen gestaltet, die sich über die Tanzfläche und die Kulisse erstreckten. Dank ihrer hellen Kostüme harmonierten die Jugendlichen mit den weißen Formen und grenzten sich dadurch kontrastreich von der warmen, roten Beleuchtung ab, die das Bühnengeschehen füllte. Bei der Aufführung waren das zuversichtliche Gruppengefühl und die Leidenschaft für den selbsterarbeiteten Tanz für die Zuschauenden deutlich spürbar. Insgesamt spiegelte sich das herausragende, dynamische Zusammenspiel der Teilnehmenden auf der Bühne merklich wider.

 

Ein Ensemble für die Zukunft?

Das gegenseitige Lob über die erfolgreiche Zusammenarbeit fand im anschließenden Nachgespräch seinen Raum. Aufgrund der hohen Erfolgsgefühls und angestiegenen Begeisterung für den zeitgenössischen Tanz in diesem Format, sinnierten die Jugendlichen darüber, wie sie ihre Zusammenarbeit fortsetzen können. Sowohl das ENSAMPLE wie auch Hendrik Michalski schlossen sich ihren Überlegungen an, wie man die neu entstandene Tanzgruppe weiterhin fördern könnte. Es bleibt gespannt abzuwarten, in welcher Form die Jugendlichen in zukünftigen Produktionen der urbanen Tanzszene mitwirken werden.

 

Kontaktdaten

E-Mail: info[at]ensample.de

Fotos von: Arne Pöhnert

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