Ich & Du Wunschkonzert #8 – Ein unterhaltsamer Abend auf Facebook
Alte Bauernstube. Hochzeit. Facebook. Hochzeit. Hochzeit. Privatfeier. Privatfeier. Hochzeit. Facebook. Hochzeit. Privatfeier. Hochzeit. Auf der Website von Ich & Du liest sich der Menüpunkt „unterwegs“ derzeit ganz schön ungewöhnlich. In Zeiten von Corona muss man aber auch erfinderisch sein und was sich Musikerinnen und Musiker bislang alles haben einfallen lassen, ist immer wieder einen extra Applaus wert. Für das Kultursekretariat habe ich mich dem Selbstversuch unterzogen und an einem der digitalen Wunschkonzerte teilgenommen, mit denen das Duo Ich & Du – Klaus Sonnabend & Christian Breddermann seit Mai 2020 den Pandemie-Einschränkungen begegnen. Was David Bowie damit zu tun hat und warum ich ein Mars nicht richtig zuordnen konnte, das lest ihr in diesem Beitrag.
Von Anke von Heyl
Zunächst einmal: großes Kompliment für die unglaubliche Vielfalt und Stimmung, die über das Display meines Tablet in mein Wohnzimmer gekommen ist. Ganz im Stile einer klassischen Late-Night-Show haben die beiden Musiker alles gegeben. Es wurden Anrufe ins Studio geholt, online eingereichte Musikwünsche erfüllt und sogar ein veritables Glücksrad war am Start. Aus diesem Mix ist Klaus Sonnabend und Christian Breddermann ein vergnüglicher Abend gelungen, der mich tatsächlich für zwei Stunden an meinem Bildschirm gehalten hat.
„Wir spielen überall“ – so lautet ein Versprechen, das beide auf ihrer Homepage abgeben. Und sie setzen nach, es müsse nur eine Steckdose vorhanden sein. Das ist dermaßen untertrieben angesichts der technischen Details, mit denen sie diese Show ins Netz übertragen haben. Ganz Profi-Musiker haben sie ein Setting aus Licht-Regie, Percussion-Variation, Gitarre, Cajon, Mischpult und auch Klavier aufgebaut, das so unfassbar passgenau in einen nur begrenzten Bildausschnitt eingesetzt wurde. Da hätte aber auch nicht noch die winzigste Triangel reingepasst. Auch eine Kunst, das so hinzubekommen! Klaus Sonnabend steuerte über Laptop und Tablet die Einspieler (von denen gab es viele!!!) und zwei Kameras – eine für die Nahansicht und eine für die Studioansicht. Wer je mit einfachen Bordmitteln ein Streaming versucht hat, der weiß diese Leistung zu einzuschätzen.
Doch genug der technischen Details. Was wurde am Abend gegeben? Wie kam die Unterhaltung vom Studio über Facebook bei mir an? Und was passierte vor Ort? Drei Aspekte, die man für die Qualität solcher und ähnlicher digitaler Veranstaltungsformate noch einmal genauer in den Blick nehmen sollte.
Das Programm war wirklich abwechslungsreich. Kein abgefilmtes Konzert, sondern ein wilder Ritt zwischen wirklich guter „handgemachter“ Musik, ein paar lustig-schrägen Ratespielen und immer wieder launigen Interaktionen mit dem Publikum.
Ab 19:29 Uhr gehen wir auf Sendung und spielen eure Songwünsche. Ihr könnt uns einfach via Messenger, WhatsApp, SMS, E-Mail oder Telefon (0173 / 75 85 463) eure Songwünsche senden und wir legen uns für euch ins Zeug...und natürlich haben wir wieder ein paar Specials vorbereitet ???? Singt mit, ruft an, spielt mit, ratet fleißig und habt einen schönen Abend!
Das Wunschkonzert sieht vor, dass man sich aus einer vorab veröffentlichten Setlist Musiktitel wünschen darf. Das hatte ich natürlich prompt überlesen und so whatsappte ich Klaus Sonnabend spontan, dass ich gerne „Heroes“ von David Bowie hören würde! Man kann es ja mal versuchen! Aber die Setlist genügt eigentlich vollkommen allen Musikgeschmacksrichtungen – „von James Brown über Earth Wind & Fire, Phil Collins, Pink Floyd, Doobie Brothers, Sting, Peter Gabriel, Paul Simon bis hin zu Keziah Jones, Herbert Grönemeyer, The Beatles, Sportfreunde Stiller, R.E.M., The Police, Bobby Heb, Seal, Triggerfinder, Mike & the Mechanics und Tim Bendzko.“ Nur Schlager sind verboten!
Ich war am Ende einigermaßen überrascht, wie viel an Sound bei mir draußen am Gerät noch angekommen ist. Die Leidenschaft, mit der die beiden performen, mal ganz außen vor. Ich kann ganz klar sagen, dass ich das digitale Konzert genossen habe. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass es nochmal ein ganz anderes Ding wäre, wenn ich die beiden live erleben würde. Aber es gibt ja Gründe, warum das manchmal nicht klappt. Und so sehe ich den musikalischen Abend als eine zusätzliche prima Möglichkeit, zwei tolle Musiker kennenzulernen.
Anders als bei den bisherigen Wunschkonzerten – immerhin war dies schon die achte Ausgabe seit Mai 2020 – war diesmal ein Publikum vor Ort, allerdings coronabedingt auf 20 Besucherinnen und Besucher beschränkt. Fast tat es mir ein bisschen in der Seele weh, als mir klar wurde, wie sehr so eine Live-Begegnung mit dem Publikum das Manna eines jeden Musikers ist. Denn trotz aller Interaktionsmöglichkeiten im Digitalen – für viele von ihnen ist es eben doch nicht vergleichbar. Und dieses Lebenselixier hat die vergangenen Monate schmerzlich gefehlt.
Was die Vielfalt der Interaktionsmöglichkeiten beim Wunschkonzert angeht, so war ich regelrecht baff, auf wie vielen Kanälen Ich & Du ansprechbar waren. Da waren einmal die zahlreichen Facebook-Kommentare (Stand heute finde ich unter dem Live-Video insgesamt 111 bei über 1600 Aufrufen), mit denen sich viele Fans ins Studio meldeten. Und Fans haben Klaus und Christian wirklich eine Menge – im Sauerland, aber auch in ganz Deutschland. Den Kommentaren konnte man entnehmen, dass viele der Anwesenden keine Unbekannten waren, sondern zu einer großen Fanbase gehören, die den beiden immer wieder folgen. Auch im Netz. Gleichzeitig zu Facebook wurde auch auf Instagram gestreamt – das allerdings nicht mit vergleichbarem Erfolg. Und dann konnte man E-Mails senden, Nachrichten auf WhatsApp schreiben oder anrufen. Insgesamt konnte man aber auch bei aller Vielfalt der Kanäle merken, dass der Fokus der Veranstaltung schon auf den Facebook-Interaktionen gelegen hat. Das ist ja auch völlig verständlich und ich würde das im Leben nicht hinbekommen, auf so viele andere Kanäle zu blicken und gleichzeitig noch aufzutreten. Angerufen haben auch noch einige Fans. Da hätten es bestimmt nach dem Geschmack von Ich & Du ein paar mehr sein dürfen, mit denen man dann Spökes vor laufender Kamera getrieben hätte. Insgesamt muss ich aber sagen: großen Respekt, wie viel Interaktion am Ende zustande kam.
Kommen wir noch zu den Ratespielen. Ich gestehe an dieser Stelle, dass ich für solche Rätsel einfach ein bisschen zu simpel gestrickt bin. Man muss schon um die Ecke denken können und mir fiel beim Anblick eines Mars-Riegels nichts Besseres ein, als Bruno Mars zu mutmaßen. Oh je. Erstens ist das ja kein Bandname (der aber gesucht wurde) und zweitens hatte ich völlig ignoriert, dass die beiden auf den Marsriegel ganz schnell zugelaufen sind. Na? Wer weiß die Lösung? Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass Leute, die sich richtig gut mit Musik auskennen, deutlich den Hauptanteil an der Fangemeinde von Ich & Du stellen.
Das Glücksrad kam auch noch zum Einsatz und war eine feine Reminiszenz an die Samstagabend-Unterhaltung, wie ich sie noch aus meiner Kindheit kenne. Mit solchen kleinen Akzenten spielen die beiden sehr geschickt: hier mal eine Melodie im Einspieler, die an eine bekannte Sendung erinnert, da ein bisschen Märchenonkelatmosphäre. So habe ich am Ende völlig vergessen, dass ich doch eigentlich noch „Hey Jude“ von den Beatles hören wollte. Das holen wir dann beim nächsten Mal nach, nicht wahr?
Allen, die Spaß an richtig guter Musik unplugged haben, gerne mal ein bisschen Quatsch mit zwei Musikern am anderen Ende des Computer-Interfaces machen möchten oder die sogar Lust haben, bei der nächsten Aufführung in Lüdenscheid (am Samstag, 19. September, wieder 19.29 Uhr) dabei zu sein, kann ich das Wunschkonzert von Ich & Du sehr empfehlen. Und schaut vorher in die Setlist!!