Wie funktioniert Kultur in Nordrhein-Westfalen? Was macht eine gute und erfolgreiche Kulturpolitik aus? Diese und weitere Fragen diskutierten 100 kommunale Kulturpolitiker am Samstag bei der ersten Fachtagung „Kultur gestalten!“ in Unna. Information und Vernetzung standen im Mittelpunkt des Tages, der von dem Projekt „Kultur in Westfalen“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und dem Kultursekretariat NRW Gütersloh organisiert wurde.
Information und Vernetzung sind für lokale Kulturpolitiker gerade deshalb so wichtig, weil sie das Bild von der Kultur in Nordrhein-Westfalen ganz wesentlich mitbestimmen. Sie beraten, wägen ab und treffen Entscheidungen, die die Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Kunst und Kultur in den Kommunen maßgeblich beeinflussen, verdeutlichte LWL-Direktor Matthias Löb. „Damit entscheiden Sie, zumindest finanziell, auch über das kulturelle Erscheinungsbild von Nordrhein-Westfalen insgesamt, denn 70 Prozent der Kulturausgaben in unserem Bundesland werden von den Kommunen getragen“, berichtete er.
Umso wichtiger ist es, sie in ihrer Arbeit zu unterstützen. Dafür organisierten die Veranstalter ein breites Programm bestehend aus Vorträgen, mehreren Fachrunden und Auftritten der Künstler Quichotte und Kozma Orkestar. Dr. Norbert Sievers, Hauptgeschäftsführer der Kulturpolitischen Gesellschaft, referierte über den ersten Landeskulturbericht NRWs.
Die Lage der Kultur in den Kommunen war Thema von Dr. Paul Schrömbges, dem Ersten Beigeordneten der Stadt Viersen und Vorsitzenden der Ständigen Konferenz des Kultursekretariats NRW Gütersloh. Er informierte über verschiedene Spannungsfelder, die in der Kultur in den einzelnen Kommunen auftreten – von den vielen Mitbewerbern um das öffentliche Geld über die Ausweitung des Kulturbegriffs und die Notwendigkeit neuer Marketingstrategien bis hin zu schwierigen Abstimmungs- und Finanzstrukturen. Seine Lösung: Netzwerkarbeit und eine konstruktive Herangehensweise ohne Angst.
Nach den Vorträgen besuchten die Teilnehmer dann die beiden Fachrunden, die sie am meisten interessierten. Dabei konnten sie wählen aus den Themen Kulturentwicklungsplanung, individuelle Künstlerförderung, kulturelle Infrastruktur und soziale Stadtentwicklung, Kulturförderung, kulturelle Bildung, Jugendkultur und das Kulturfördergesetz und der Kulturförderplan des Landes NRW. Experten aus den jeweiligen Bereichen beantworteten in Kleingruppen individuelle Fragen, berichteten aus ihrem Arbeitsalltag und tauschten gemeinsam mit den kommunalen Kulturpolitikern Erfahrungen aus.
„Es war uns wichtig, dass die Teilnehmer konkrete Anregungen für ihr ehrenamtliches Engagement mitnehmen“, betont Claudia Schwidrik-Grebe, Geschäftsführerin des Kultursekretariats NRW Gütersloh. Und das haben sie, wie im Abschlussplenum deutlich wurde. Zwei Wünsche hatten die Teilnehmer am Ende des Tages: mehr Zeit und mehr Diskussionen. Die wird es dann bei der nächsten Auflage des Fachtags geben.
Foto: Stellten einen gelungenen Fachtag für kommunale Kulturpolitiker auf die Beine (von links): Dr. Norbert Sievers (Hauptgeschäftsführer der Kulturpolitischen Gesellschaft), Moderator Matthias Bongard, Dr. Paul Schrömbges (Erster Beigeordneter der Stadt Viersen und Vorsitzender der Ständigen Konferenz des Kultursekretariats NRW Gütersloh), LWL-Direktor Matthias Löb, Claudia Schwidrik-Grebe (Geschäftsführerin des Kultursekretariats NRW Gütersloh), Dr. Yasmine Freigang (Projektleiterin des in der Kulturabteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) angesiedelten Projekts „Kultur in Westfalen“), Horst Müller-Baß (stellvertretender Vorsitzender der Ständigen Konferenz des Kultursekretariats NRW Gütersloh) und Werner Kolter (Bürgermeister der Stadt Unna).