AUFGELÖST bringt in einer Verflechtung von Realität und Fiktion das private und äußerst tabubehaftete Thema Tod in die Öffentlichkeit. Das Projekt nimmt die finale Auflösung eines Haushalts nach dem Tod eines Menschen zum Anlass, die Themen Auflösung, Vergänglichkeit und Neubeginn performativ zu reflektieren.
Ein Mensch ist plötzlich nicht mehr da. Zurück bleibt eine intime Welt aus Hinterlassenschaften, die die Spuren einer gelebten Zeit in sich tragen. Der Hausrat einer Wohnung, die wegen eines Todesfalls aufgelöst wird, wird durch eine Umzugsfirma zum Aktionsort transportiert, dort als großflächige Installation aufgebaut und am Ende der Performance wieder abtransportiert. In der mehrstündigen Improvisations-Performance wird mittels Aktion, Sprache und Klang eine fiktive Welt entfaltet, wer diese verstorbene Person hätte sein können und welche Bedeutung die Dinge ihres Haushalts für sie gehabt haben könnten. Ihre wahre Identität wird nicht offenbart. Es entsteht ein surreales Spannungsfeld zwischen Performer*in und imaginärer Person – ein Geflecht aus wahren und imaginativen Geschichten, aus Reflexion über Tod, Dingwelt und Mensch. Durch das großflächige Ausbreiten der Hinterlassenschaften in einer eigenwilligen Ordnung, etabliert sich eine raumgreifende Aktions-Installation, die sich mit einem belebten Platz im urbanen Stadtraum verwebt.
„Das Leben, ein Datenhaufen, eine Menge Krempel, wenn man es so materiell sehen will – ein starkes Stück.“ Peter Backof, Deutschlandfunk, 26.09.2022
„Aufgelöst“ offenbart ihre Liebenswürdigkeiten wie Absonderlichkeiten und erinnert an die Einsamkeit, die ihre festen Arme wie ein Eichenholzrahmen um das späte Bildnis vieler Menschen schließt. Allein, in einem abgeernteten Feld voller Erinnerungen. Bewegend.“ Thomas Dahl in choices, 13.10.2022
Foto: Roland Kaiser