Kultursekretariat NRW Gütersloh

(D)ein Ding: Mein anderes ICH trifft MICH

Unna

Von Nia Cherkassov

 

Auf eine identitätsergründende Reise begaben sich vierzehn Jugendliche in einem mehrtägigen (D)ein Ding-Projekt der Jugendkunstschule Unna. In unterschiedliche Rollen geschlüpft, erforschten sie Identitäten durch erschaffene Charaktere und ihre Alter Egos. Mittels gut durchdachter Planung beim Filmdreh und Schnitt sind die jungen Darsteller*innen nach der Postproduktion zeitgleich in unterschiedlichen Rollen auf der Leinwand zu sehen. Bei der schauspielerischen Umsetzung begleitete sie der Theaterpädagoge Markus Beer.

  • Kunstsparten: Theater, Medien
  • Alter der Teilnehmenden: ab 14 Jahren
  • Zeitlicher Umfang: 2. September und 21. Oktober 2023
  • Initiiert von: Jugendkunstschule Unna
  • Kooperationspartner*innen: Markus Beer

 

Künstlerische Bildung in allen Sparten

Die Stadt Unna gründete 1978 die Jugendkunstschule mit dem Ziel, junge Menschen in den Sparten Theater, Kunst und Musik künstlerisch zu fördern. Neben dem regulären Programm bietet die Schule auch Ferienprojekte, Workshops und Events an, um das kulturelle Angebot für Jugendliche zu erweitern. Durch das Mitwirken an Angeboten außerhalb ihrer institutionellen vier Wände legt die Jugendkunstschule einen besonderen Fokus auf Kooperationsprojekte in der kulturellen Bildung und vernetzt Kulturschaffende mit Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Sie zeichnet sich durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Bildungskonzepte aus, die sich an die ständig verändernden Lebensrealitäten junger Menschen anpassen und bildungsbenachteiligte Zielgruppen besser erreichen sollen.

Ziel des Projekts „Mein anderes ICH trifft MICH“ war es, theatererfahrenen wie -unerfahrenen Jugendlichen einen sicheren Umgang mit technischem Equipment und Werkzeug nahezubringen und eine neue Form des künstlerischen Ausdrucks für sich zu entdecken, bei dem Schauspiel und Filmdreh kombiniert werden. Während der Projektarbeit waren Durchhaltevermögen, Konzentration, Organisationsfähigkeit und Teamgeist gefragt. Jeder Projektschritt wurde von den Jugendlichen partizipativ erarbeitet.

 

Teilnehmer*innen-Akquise

Um Teilnehmende zu gewinnen, etablierte die Jugendkunstschule eine erfolgversprechende Praxis: Projektleitungen besuchen Schulen und Partnerinstitutionen, um dort das bevorstehende Projekt persönlich vorzustellen. Eine direkte Ansprache hat sich bewährt, um Vertrauen aufzubauen und Jugendliche zur Teilnahme zu animieren. Parallel dazu werden Lehrkräfte und Erziehungsberechtigte mittels eines Anschreibens über die Projekte für die weitere Vermittlung an Jugendliche in Kenntnis gesetzt.

Von den vierzehn angemeldeten Jugendlichen war ein Teil bereits in einer Theatergruppe an der Jugendkunstschule aktiv. Als Erfahrene nutzten sie ihre eigenen Netzwerke, um im Freundeskreis für das Projekt zu werben. Ein weiterer strategischer Ansatz ist die zeitliche Strukturierung der Projekte: Durch die Einteilung in Projektblöcke können Teilnehmende nach dem ersten Termin ihre Begeisterung mit anderen teilen und so zusätzliche Interessent*innen für die folgenden Phasen des Projekts gewinnen.

 

Wer könnte „ich“ noch sein?

Die erste Projektphase begann mit einem gegenseitigen Fragespiel: „Bin ich wer? Für wen bin ich? Und: wer könnte ich noch sein?“Die Antworten und Nichtantworten der Jugendlichen flossen in das Drehbuch des Stücks ein. Für den Inhalt diskutierten sie, ob sie gemeinsam als Gruppe auftreten oder das Aufeinandertreffen von Individuum auf Individuum verarbeiten wollen. Letztendlich wurde die Entscheidung eines gemeinsamen Darstellens damit belohnt, dass sich die Jugendlichen sicherer darin fühlten, sich vor der Kamera zu zeigen. Die Aufgaben teilten sich die Jugendlichen während des Projekts untereinander je nach Interessen und Fähigkeiten auf: während die einen die Aufnahmen und Kameraeinstellungen organisierten, kümmerten sich die anderen um die szenische Ausgestaltung. So konnte sich jede*r Teilnehmer*in einen eigenen Schwerpunkt setzen.

 

Filmdreh, Postproduktion und Nachhaltigkeit

Vor dem Beginn des Drehs prüften sie zunächst die Realisierbarkeit ihrer Vorhaben im Rahmen des Bühnensettings. Der Projektleiter Markus Beer gab ihnen anschließend eine Einführung in Schnitttechnik, Beleuchtung und die Besonderheiten des Filmausschnitts. Auf dieser Grundlage entwarfen die Teilnehmenden die einzelnen Filmsequenzen für den Dreh: Perspektiven wurden bewusst gewählt und der schauspielerische Einsatz im Detail geplant. Nach dem Abschluss der Dreharbeiten wurde das Material in der Postproduktion zusammengefügt und finalisiert.

Für die Umsetzung des Stücks kamen Kostüme und Requisiten aus bereits Vorhandenem und Gebrauchtem zum Einsatz. Auf Neuanschaffungen wurde verzichtet, da das Stück ohnehin Mimik, Gestik und schauspielerische Leistung und weniger Requisiten und Kostümen fokussierte.

Im Laufe der Projektarbeit gewannen die Teilnehmenden immer mehr an Vertrauen und Sicherheit im Umgang mit technischem Equipment und Werkzeug. Mittels der Kamera und dem Schnittprogramm eröffneten sich ihnen neue Formen des künstlerischen Ausdrucks.

 

Filmpremiere und Ausblick

Das Resultat der Projekttage war ein 15-minütiger Film. Er wurde zum Abschluss einem Publikum von 50 Personen vorgeführt. Bei der Premiere konnten die Teilnehmenden stolz und selbstsicher vom Entstehungsprozess des Films berichten. Durch dieses öffentliche Abschlussevent werden auch potenzielle Teilnehmende für das nächste Projekt an der Jugendkunstschule erreicht.

Angespornt durch das große Erfolgserlebnis bei allen Beteiligten, geht die Kooperation mit Markus Beer im Rahmen von (D)ein Ding 2024 mit einem neuen Schwerpunkt in die nächste Runde.



Kontaktdaten:

Jugendkunstschule Unna
Monika Paris
E-Mail: monika.paris[at]stadt.unna.de

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